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„ENTFÜHRT IN FLORIDA“
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„ENTFÜHRT IN FLORIDA“
Trotz der warmen Sonnenstrahlen hatte Jorge die Kapuze seines roten Hoodies tief ins Gesicht gezogen. Das abbruchreife Haus, an dem er lehnte, bot insoweit Schutz, als dass ihm niemand von hinten unbemerkt eine Kugel verpassen konnte. Man wusste nie, wer von den Los Lordes mit jemandem in Little Havana eine Rechnung offen hatte.
Seit dem Tag seiner Geburt vor 23 Jahren hatte er den Stadtteil selten verlassen, es sei denn, der Chef hatte ihn mit einem Auftrag losgeschickt. Und was Rico befahl, führte man aus, ohne zu diskutieren. Wie viele Menschen vor ihnen waren auch seine Eltern einstmals mit großen Hoffnungen aus Kuba in die USA gekommen. In dem Viertel westlich von Downtown Miami fanden sie eine neue Heimat, die alsbald aufgrund der zahlreichen Einwanderer nach der kubanischen Hauptstadt Havanna benannt wurde. Zwischen dem Miami River im Norden, der 11th Street im Süden, der 22nd Avenue im Westen und der Interstate 95 im Osten lag sein Jagdgebiet. Hier war er zu Hause, kannte alle Winkel und jedes Schlupfloch.
Das war wichtig, um den nächsten Tag zu erleben.
Argwöhnisch überprüfte er die Gestalten auf der Straße. Manche schlenderten lässig, das Gesicht hinter einer der angesagten Sonnenbrillen versteckt, andere huschten oder eilten die Gasse hinab, weil jede Minute zählte oder irgendwer hinter ihnen her war. Da draußen drohte einem ständig Gefahr, von den Cops, anderen Gangs, meistens aber von beiden. Besser, man war jederzeit bereit, abzuhauen und unterzutauchen. Abwechselnd schwitzte und zitterte er.